BEPS 2.0: Welche Auswirkungen und neue steuerliche Pflichten für KMU in der Schweiz ab 2025?
Die internationale Steuerreform BEPS 2.0 entwickelt sich rasant und verändert den Rahmen, in dem Schweizer KMU agieren. Ursprünglich waren von diesem Thema hauptsächlich große multinationale Unternehmen betroffen, doch inzwischen betreffen die erhöhten Compliance-Anforderungen und die Umgestaltung der Praktiken immer mehr Unternehmen, die lokal und regional tätig sind – und das bereits ab 2025. Was sind die Herausforderungen für KMU? Welche konkreten Pflichten sind zu erwarten? Welche Lösungen helfen, dieser neuen steuerlichen Normalität gelassen zu begegnen?
1. Was ist BEPS 2.0? Rückblick auf eine bedeutende Entwicklung im internationalen Steuerrecht
Die BEPS-Initiative (Base Erosion and Profit Shifting, Gewinnverkürzung und Gewinnverlagerung) stammt von der OECD und der G20 und hat zum Ziel, aggressive Steuerplanungen internationaler Unternehmen zu bekämpfen. Das Ziel? Sicherstellen, dass Unternehmen dort ihren fairen Steueranteil zahlen, wo sie tatsächlich wirtschaftlich tätig sind. Nach einer ersten Maßnahmewelle (BEPS 1.0) markiert BEPS 2.0 mit zwei Hauptsäulen einen neuen Abschnitt:
- Säule 1: Teilweise Neuzuteilung der Besteuerungsrechte an Marktstaaten, auch ohne wesentliche physische Präsenz.
- Säule 2: Einführung eines effektiven Mindeststeuersatzes von 15% auf die Gewinne internationaler Unternehmensgruppen mit einem Weltumsatz ≥ 750 Mio. EUR.
1.1. Schrittweise Ausweitung auf KMU
Obwohl die unmittelbaren Pflichten nur für große Gruppen gelten, beeinflusst die BEPS-Dynamik bereits Steuerprüfungen und die verstärkten Compliance-Erwartungen der Bundesverwaltung. KMU, insbesondere solche mit internationalen Verflechtungen oder Gruppenmitgliedschaften, sind angehalten, ihre Praktiken zu aktualisieren, um das Risiko von Nachzahlungen und Strafen zu vermeiden.
2. Was ändert sich ab 2025 konkret für Schweizer KMU?
Selbst wenn Ihr Unternehmen (noch) nicht die Schwelle von 750 Mio. EUR überschreitet, verbreiten sich mehrere neue Pflichten und Praktiken:
2.1. Verstärkter Dokumentationspflicht
Die Dokumentation der Verrechnungspreise wird zum Standard, auch für kleinere international tätige Unternehmen. Die Verwaltung erwartet bei jeder Prüfung eine entsprechende Belegdokumentation (Vergleichsstudien, Funktionsbeschreibungen, Ablaufdiagramme für Finanz-/Waren-/Dienstleistungsflüsse).
2.2. Erweiterte Berichterstattung und Datenverlässlichkeit
Die erhöhten Anforderungen an die steuerliche Transparenz führen zu:
- Gruppenberichtspflichten (Country-by-Country Reporting für bestimmte Gruppen)
- Stärkerer Fokus auf die Kohärenz zwischen Steuererklärung und Finanzberichterstattung (Swiss GAAP FER / IFRS / Odoo)
2.3. Erhöhtes Risiko der Doppelbesteuerung
Die verschärften Regeln in Verbindung mit einer effizienteren internationalen Zusammenarbeit (AIA, automatischer Informationsaustausch) machen Doppelbesteuerungen oder Streitigkeiten viel häufiger. Die rechtzeitige Antizipation dieser Probleme ist entscheidend für Liquidität und Compliance.
2.4. Entwicklung der lokalen Prüfungen
Kantonale Verwaltungen (z.B. Genf, Waadt oder Zürich) passen ihre Vorgehensweisen an und orientieren sich mittlerweile an BEPS-Methodologien, auch ohne formale BEPS-Verpflichtung (siehe Administration fédérale des contributions – BEPS).
3. Best Practices zur Antizipation und Anpassung (FAQ und konkrete Lösungen)
3.1. Welche Kontrollen oder Dokumente sollten heute vorbereitet werden?
- Übersicht aller internationalen Transaktionen (Waren, Dienstleistungen, Lizenzen, gruppenintern)
- Aktuelles Dossier der Verrechnungspreise, auch bei keiner Berichtspflicht für KMU
- Steuerliche und buchhalterische Harmonisierung (Swiss GAAP FER, Odoo)
- Abgleich zwischen Finanz- und Steuerdaten, Beantwortung von Behörden-Fragebögen
- Effektivsteuer-Simulationen
3.2. Wie können Nachversteuerungen vermieden werden?
- Proaktive Überprüfung von gruppeninternen Verträgen
- Erstellung oder Aktualisierung von Master File und Local File (Verrechnungspreisdokumentation), auch in vereinfachter Form
- Sicherung von Finanzflüssen und Anpassung von ERP-Systemen zur Nachverfolgbarkeit
3.3. Auf welche Tools oder Partner sollte man setzen?
- Buchhaltungs-Integrationslösungen (z.B. Odoo, angepasst an den Schweizer Kontext)
- Begleitung durch eine erfahrene Treuhandgesellschaft mit BEPS-Kompetenz für KMU
- Regelmässige Weiterbildung, interne Schulungen nach neuen Anforderungen
3.4. Wie lassen sich spezifische Risiken in der Schweiz steuern?
Die Schweiz hat neue internationale Standards sehr früh integriert, um wettbewerbsfähig und glaubwürdig zu bleiben. Der Dialog mit der Eidgenössischen Steuerverwaltung und die rechtzeitige Antizipation gesetzlicher Änderungen sind die besten Unterstützungsmöglichkeiten für KMU (siehe OECD - BEPS actions).
4. Praxisfall: Anpassung eines Genfer KMU – BEPS 2.0 Checkliste
- Vollständige Erfassung aller Flüsse (ein-/ausgehend/gruppenintern)
- Überprüfung der bestehenden Dokumentation
- Schulung des Buchhaltungspersonals zur Erkennung von BEPS-Risiken
- Abstimmung des Kontenplans mit internationalen steuerlichen Verpflichtungen
- Proaktiver Austausch mit der Treuhand für die Antizipation von Fragen oder Audits
5. Fazit: BEPS 2.0 als Chance zur Stärkung
Die Anwendung von BEPS 2.0 auf Schweizer KMU sollte weniger als Belastung, sondern vielmehr als Chance zur Professionalisierung steuerlicher Abläufe, zur Minderung von Strafrisiken und zur Förderung von Transparenz gesehen werden. Die Betreuung durch einen spezialisierten Partner mit passenden Tools und laufendem Regulatorik-Monitoring ist der beste Weg, 2025 und die Folgejahre entspannt zu meistern.
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